Quarantänefristen für Mitarbeiter Zählt die Verpackungsindustrie offiziell zur "kritischen Infrastruktur"?

© Foto: IMAGO / Greatstock Zählt die Verpackungsindustrie offiziell zur "kritischen Infrastruktur"?

Corona und kein Ende – es war das Branchenthema in den vergangenen Tagen: Vor dem Hintergrund von möglicherweise verkürzten Quarantäne- und Isolationsfristen für bestimmte Industriesparten kam mehrfach und vielerorts die Frage auf, ob denn die Verpackungsunternehmen in Deutschland auch offiziell zu dieser besagten "kritischen Infrastruktur" gehören. Ein Meinungsbild.

Ein langjähriger Branchenkenner – und sehr gut vernetzter Akteur – antwortet etwa auf packREPORT-Anfrage, dass „diese Frage nicht so einfach zu beantworten ist. Wir sind in Deutschland immer gerne in der Betrachtung von Grenzen. Ich erinnere an die Diskussionen, was in den gelben Sack darf oder muss und wer Lizenzen zahlen muss.“

Er führt zur Beantwortung der in der Überschrift formulierten Frage zunächst die Definition des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) an: „Kritische Infrastrukturen (KRITIS) sind Organisationen oder Einrichtungen mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen, bei deren Ausfall oder Beeinträchtigung nachhaltig wirkende Versorgungsengpässe, erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere dramatische Folgen eintreten würden.“

Er erklärt weiter: „Nachfolgend wurden noch Ernährung, Transport und Verkehr aufgeführt. Ohne Verpackung wären Nahrungsmittel nicht zu transportieren. Medikamente müssen ebenfalls verpackt werden. Es kommt also darauf an, wie das definiert wird. Hätte ich einen Verpackungsbetrieb, würde ich Argumente finden, die Quarantäne- und Isolationsfristen zu verkürzen.“

„Den kritischen Infrastrukturen gleichgestellt“

Ein Verbandsvertreter wiederum betont, dass man sich weiterhin auf die Leitlinie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vom 20. April 2020 berufe – Unternehmen der KRITIS Ernährung (Ernährungsunternehmen), „die zumindest die Hersteller von Lebensmittelverpackungen ganz klar nennt. Unter Punkt 2 werden ‚Betriebe zur Herstellung von Verpackungen und Verpackungsmaterial für Erzeugnisse‘ erwähnt.“

Gleich mehrere Verbandsrepräsentanten unterstreichen gegenüber dem packREPORT ihre Zustimmung zu dieser Auffassung, stellvertretend dafür heißt es zum Beispiel: „Die Verpackungsindustrie (für Lebensmittel, Pharma, Güter des täglichen Bedarfs, etc.) steht nicht auf der KRITIS-Liste, wir bewerten sie aber den kritischen Infrastrukturen gleichgestellt und somit als systemrelevant.“

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